Wenn du nach mehr als 2 Jahren zum 1. Mal wieder 3 Monate in Deutschland verbringst und gefuehlt das halbe Land bereist, dann veraendern sich Perspektiven. Rant eines Standortlobbyisten!
Auf Berghütten in Bayern gibts keine Mülleimer mehr und am Wegesrand. Warum? Es gilt die Aussage, dass jede/jeder seinen Müll auch mitzunehmen hat und ihn im Tal entsorgt. Interessanterweise funktioniert das auch sehr gut. Ist auch ein bisschen ein Lernprozess.
Grundsätzlich sage ich als in Bayern seit 10 Jahren lebender Lüdenscheider ( A 45 Drama), dass wir inzwischen Zustände in der Region Südwestfalen haben, dass mir schwindelig wird welche Traditionsunternehmen und wirtschaftlichen Säulen inzwischen weg brechen. Alles kaputt: Straßen, Autobahnen, Fussgängerzone, Wälder (Fichtenmonokulturen), Bundesstraßen gesperrt (B 236 / B 229) uvm. Ich fühle mich da bereits schon lange nicht mehr wohl und es tut mir für diese Region echt leid.
Zeitgleich erleb ich Proteste sondergleichen um Bahnverbindungen (Anschluss Brennerbasistunnel) auszubauen, eine A8 Autobahn am Chiemsee NICHT auf drei Spuren zu verbreitern und einfach mal "Landschaftsverbrauch" im Auge zu haben. Während hier Tunnel mit Kosten im Bereich von 7 Mrd für eine Schnellstrecke der Bahn parallel zu einer sehr guten Bestandsstrecke gebaut werden sollen bei der die Orte der Region NICHT angebunden sind, fallen 75km östlich in Burgrain (Garmischer Bahnunglück) die Betonschwellen auseinander sodass es wahrscheinlich zu dem furchtbaren Zugunglück kam.
Fazit: Es hängt echt einiges schief und wir leben in einer Welt mit schwindenden Ressourcen und dem langsam notwendigen Abgesang des andauernd größer, schneller, weiter. Es muss viel mehr ZUSAMMEN geplant, gearbeitet werden. Länderhoheiten haben in der Pandemie und vielleicht auch Großplanungen eher eine nachteilige Wirkung und Verantwortung wird von links nach rechts und wieder zurück geschoben.
Du fasst das wirklich sehr gut zusammen und ich stimme deiner These umfaenglich zu. Wir benoetigen mehr Zusammenarbeit und das nicht nur ueber die Laender, auch ueber Branchen hinweg. Solche Projekte muessen gesamtheitlicher gesehen, geplant und umgesetzt werden.
Juli 3, 2022·Juli 3, 2022 bearbeitetGelikt von Sascha Pallenberg
Hi Sascha. Teile viele deiner Kritikpunkte. Wir Deutschen haben in vielem eine Ignoranz und Arroganz entwickelt und merken gar nicht, wie wir im Ausland immer mehr an Ansehen verlieren und den Anschluss verlieren...16 Jahre des Stillstands, in denen wir uns bloss nicht verändern wollten und lieber das fett werden genossen haben, während die Republik bis auf die Felge runtergefahren wurde...
wie toll es doch waere wenn wir das wirklich umfangreich angehen wuerden. Auf allen Ebenen. Aermel nicht nur fuer die Impfung hochkrempeln, sondern auch fuer das gesamte Land.
Ich glaube wirklich, dass das richtig was bewegen koennte
Hi Sascha, hi Sven. Das sind ganz schön viele Konjunktive :-D Wenn wir mal klassisch SWOTen dann stellen wir fest, dass gerade ein Vereinssterben stattfindet. Vereine sind unglaublich wichtige Akteure für die Gesellschaft. In Verbänden organisiert haben sie mehr Macht als die Politik selbst. Was habe ich also getan? Ich habe mir den Vorsitz unseres lokalen Vogelschutzvereines geschnappt. Damit einhergehend noch 3 junge Mitglieder zum Vorstand ernannt und wir gehen Umwelt und Naturschutz jetzt massiv an. Veranstalten Workshops und bringen Bewusstsein in die Menschen. Dazu bauen wir Nistkästen und stellen Futter her. Das Beste dabei? ALG2 oder Top Manager, Frau, Kind, Mann oder Divers, alle arbeiten gemeinsam.
Konkreter Tipp von mir: Sucht euch sterbende Vereine in eurer Nähe, verhandelt die Nachfolge nach euren Vorstellungen und gestaltet aktiv die Politik mit.
Hey Christoph. Finde ich klasse, was du machst. Und ja: viel Konjunktiv im Text.
Ich habe 4 Kids und versuche sie so zu erziehen, wie im Text angedeutet... mein kleiner Beitrag. Vereinsarbeit/politisches Engagement hab ich mir in der Tat vorgenommen 😀
Das mit den Vereinen finde ich in der Tat aehnlich wichtig, Generell gemeinnuetzige und ehrenamtliche Arbeit. Irgendwann muessen wir uns da einfach auch mal Gedanken drueber machen, ob man derartige Modelle nicht auch im Unterricht lehrt
Gerade als Eltern kann man den Kinder auch in der Schule vieles vorleben, wie z.B. Mama und Papa helfen immer bei den Festen, sind Elternbeirat, laden die Klasse in den Garten ein, usw.... ja macht Arbeit, aber die eigenen Kids werden das zukünftig auch tun und sich einbringen, weil sie es normal finden
Absolut. Als erstes sollte jeder höflich und zuvorkommend zu jedem sein... gegenseitiger Respekt ist doch die Grundvoraussetzung für jeglichen Wandel. Und wir haben so einiges zu wandeln, von Mobilität, Energieversorgung, Sozialsysteme, Digitalisierung usw...
Ach, Sascha, du sprichst mir so was von aus der Seele😍 immer öfters denke ich: das ist nicht mein Land und frag mich, ob es an meinem Alter liegt, dass ich plötzlich so bieder und scheissbürgerlich über fehlenden Anstand und Müll überall aufrege. Wir haben es kürzlich im Zusammenhang mit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht diskutiert, den die Agentur erstellt. Bei den SDGs gibt es ja den Aspekt Umgebung, Stadt und Raum und ich habe meinen Ärger über den Abfall in meinem geliebten Tübingen ausgelassen. Vielleicht schaffen wir eine „Cleanup“ Aktion, an der dann hoffentlich auch die Menschen teilnehmen, die ihr Brezeltüte neben den Abfalleimer werfen. Mindset halt wie du richtig sagst. Ich poste deinen Podcast - danke dafür
vielen Dank fuer dein ausfuehrliches Statement. Ne, das ist nicht spiessig... das ist einfach nett und wertschaetzend, wenn man sich fuer seine direkte Umgebung einsetzt.
Ich glaube da haben wir alle noch viel Luft nach oben
Du hast mir sowas von aus der Seele gesprochen. Vielen Dank dafür!
Ich bin aus genau den von Dir beschriebenen Umständen 2011 meine Heimatstadt Berlin mit 40 Jahren verlassen. Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Und ich wollte nicht, dass mein Sohn weiter in diesem Müll und dieser unfassbaren Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen, die um einen herum leben, groß wird. Jedem - falsch: vielen. Viel zu vielen - war und ist es scheißegal, ob da noch andere Menschen um einen herum leben. Keine Rücksichtnahme, null Empathie. Und dann dieses darauf verlassen, dass der "Staat" oder alternativ die "Stadt" das schon regeln. Und wenn nicht, wird auf "den Staat" oder "die Stadt" geschimpft. Weil der Müll nicht weggemacht wird. Weil der Bus unpünktlich ist. Weil der Park verwildert. Usw. Aber immer weniger fassen sich an die eigene Nase. Ein Miteinander und ein Füreinander gibt es immer seltener. Das ist erschreckend und traurig.
Aber auch schön von Dir zu hören, dass es offensichtlich in Taiwan anders ist. Dass es noch Plätze auf der Welt gibt, wo es nicht nur das "ich ich ich", sondern auch ein gelebtes "wir" gibt.
Hallo Matias und vielen Dank fuer dieses so wichtige Feedback. Du sagst etwas ganz entscheidendes, welches ich komplett vergessen hatte zu erwaehnen:
"Und dann dieses darauf verlassen, dass der "Staat" oder alternativ die "Stadt" das schon regeln. Und wenn nicht, wird auf "den Staat" oder "die Stadt" geschimpft."
Das bringt den ganzen Wahnsinn auf den Punkt... ich denke ich muss da noch einmal nachlegen und zwar in Richtung "Verantwortlichkeiten". Gibt es ein Deutschland eigentlich noch so etwas wie Hausmeister? Wie sieht es mit Vereinen und Ehrenaemtern aus?
Na klar ist das nun polemisch ueberspitzt, denn selbstverstaendlich engagieren sich in der Tat viele Menschen in und fuer die Gesellschaft, aber in den Metropolen sind das nur Tropfen auf den heissen Steinen und von letzteren gibt es einfach zu viele.
Ohhh - Das gute alte Ehrenamt. Und die großartige Erfindung von Vereinen. Auch Genossenschaften übrigens. Eine fantastische Idee, wie ich finde. Alles nicht sarkastisch gemeint! Kann man sicherlich schnell missverstehen.
Ich habe selbst jahrelang als Trainer im Nachwuchsbereich gearbeitet. Das hat mir unfassbar viel gegeben. Menschlich, emotional, gut fürs Selbstbewusstsein.
Aber seien wir doch mal ehrlich: welchen Stellenwert hat das Ehrenamt in unserer heutigen Gesellschaft? Gar keinen mehr. Die Mädels und Jungs werden doch eher müde belächelt, wenn sie am Wochenende oder Abend für Abend für andere da sind. Einen echten Gegenwert bekommen sie nicht. Es wird sich auf sie verlassen, aber kaum etwas für sie getan. Das betrifft die vielen kleinen Vereine ganz genauso. Dafür ist dann leider kein Geld da. An der Stelle würde ich jetzt gern auf den Staat schimpfen. Verkneife ich mir aber lieber. Auf jeden Fall wäre hier sicherlich ein Hebel, an dem man ansetzen könnte. Ehrenamt spürbar, wirklich spürbar stärken. Vereine unterstützen.
Mut macht mir das Wiederaufleben von Genossenschaften als Rechtsform. Weil hier Menschen gemeinsam Projekte angehen. In einer verbindlichen Rechtsform. Anderen privaten Playern gleichgestellt. Das ist gut.
Lieber Sascha, danke für den Rant und ja, ich sehe dieser Entwicklung seit Jahren zu und bin schier machtlos. Meine Analysen haben mich bisher zu der Überzeugung geführt, dass viele dieser Probleme zum Großteil auf den stetig wachsenden Individualismus zurückzuführen sind. Noch in den 60ern wohnten viele Großfamilien unter einem Dach. Sehr effizient und Sparsam. Dörfer und Stadtteile hatten eine funktionierende Gemeinschaft. Bedeutet allerdings, dass man sich untereinander hilft und eben auch Produkte teilt (Shareconomy?) Für eine wirtschaftliche Maxime der Individualismus jedoch rentabler erscheint (jeder braucht ein eigenes Auto, Haus, Werkzeug, Computer, Handy, you name it) funktioniert das nur, wenn wir uns individualisieren. Nebeneffekt: schwindende Solidarität. Solidarität mit unseren Mitmenschen, unserer Umwelt und unseren Familien. Nach dem Motto: "Was geht mich das an?". Wie immer hängt alles mit allem zusammen. Wir MÜSSEN Gemeinsinn wieder über Individualismus stellen sonst sehe ich da kein Licht. Ich merke an mir selbst wie verdammt hart das ist, aber es geht.
Bei "Shareconomy" muss ich immer etwas schmunzeln.
Damals (ich sage mal 80er Jahre und davor) bist einfach zu jemanden in der Nachbarschaft gegangen und hast dir was ausgeliehen. Heute brauchst du was, klickst einmal bei Amazon und es wird am nächsten Tag geliefert.
Was damals eine "normale soziale Handlung" war muss heute mit einer App gemacht werden weil es cool ist oder weil man gar nicht mehr weiß wie man zum Nachbarn geht und sich 1 Ei ausleiht.
Ich würde mich schon als Nerd bezeichnen, aber diese "Shareconomy" nervt mich nur noch.
Danke dir, Christoph. Du sprichst mir aus dem Herzen. Zumindest ansatzweise habe ich das versucht ueber diese "hallo, ich bin hier gerade am influencen"-Attituede versucht zu erklaeren. Ich, ich, ich und moeglichst so, dass es viele Likes gibt.
Es ist ein Problem und es wird leider tagtaeglich groesser.
Mir ist noch eingefallen, dass durch den Individualismus das Blasendenken geradezu befeuert wird. Ich bin vor ein paar Jahren aus Stuttgart zurück aufs Land gezogen. Neben meine Eltern. Für viele undenkbar und auch für mich eine ECHTE Herausforderung (nicht diese Möchtegern Challenges wie im Konzern ;-) ). Durch die räumliche Nähe wird die eigene Blase ständig durchstoßen. Also auch unser großes Problem der "Nicht-Diskussionen" lässt sich durchaus auf die gleiche Ursache reduzieren. Aber es hilft nichts, mit gutem Beispiel voran und Verantwortung übernehmen ist mein Mittel gegen diese Unart.
Es musste wirklich raus, da sich in den letzten Wochen so einiges aufgestaut hatte... und ich bin ja noch nicht mal auf die ganzen Digitalisierungsfails eingegangen.
ein notwendiger rant & du hast in jeder Hinsicht recht. Genauso erlebe ich Deutschland auch.
E-Bikes werden nach Gebrauch gedankenlos queer zur Geh/Fahrrichtung auf der Fahrrad-Gehwegkombi abgestellt. Fußgänger & Radfahrer müssen sich durchzwängen.
Ja, der Dortmunder Hbf wird saniert. Jeder Bahnsteig bekommt endlich, längst seit Jahren überfällig, einen Fahrstuhl. Aber was hilft das, wenn ein neu eingebauter Fahrstuhl nach kurzer Zeit schon wochenlang defekt ausfällt? [In Wien würde er übrigens innerhalb von 24 h repariert.] Und für manche neue Rolltreppe dasselbe gilt! Der Bahnhof bleibt nach der Sanierung nicht nur trostlos [eine schäbige architektonische Billiglösung], sondern auch weiterhin disfunktional.
Die neuen Lebensmittellieferdienste sollen alle große Geldverbrennungsmaschinen sein, ich hoffe keine überlebt. Am Sonnabend gemächlich über den Markt schlendern, dort einkaufen, das ist Lebensqualität.
Etc, …
Selbst wenn ich nach einem nur kürzerem Auslandsaufenthalt zurückkehre, es ist jedes mal ein kleiner Schock.
Vielen Dank fuer deinen ausfuehrlichen Kommentar Peter.
Das schlimme ist einfach, dass wir alle ja wissen wie es geht und ich mich frage, wo wir dann falsch abgebogen sind?
Meiner Meinung nach ist es eine Combo aus Erziehung, gesellschaftlicher Achtsamkeit, Gesetzgebung und letztendlich auch die Umsetzung selbiger. Wenn ich nichts zu befuerchten habe, wenn ich andauernd allen Muell in die Landschaften und Staedte schmeisse, dann schuetzt das diese nicht vor der Vermuellung.
Das Vermüllen kann man nicht durch Strafen stoppen, es kann nicht an jeder Ecke ein Mensch vom Ordnungsamt [= Blockwart?]stehen, der sofort einschreitet wenn jemand etwas in die Umwelt wirft. Das geht nur über einen stillschweigenden Konsens. Wie der zu erreichen ist? Keine Ahnung!
Ich glaube einfach, dass es eine Kombination aus all dem ist.
Wenn ich mir anschaue wie die Maskenpflicht in den Oeffis kontrolliert wird, naemlich gar nicht, dann muss man sich nicht wundern wenn alle glauben, dass das nur Kavaliersdelikte sind.
Genau das hat sich ueber viele Jahre, meiner Meinung nach zumindest, eingebuergert.
So kann man sich Deutschland ja schon regelrecht abgewöhnen 😅.
Der Müll wird echt immer schlimmer und keines juckt es. Wirklich traurig. Hab irgendwann mal angefangen beim Spazierengehen den herumliegenden Müll mitzunehmen. Seit Ende 2019 hab ich mir dann eine Spass drauß gemacht das zu wiegen und mal aufzuschreiben.
Trauriges Ergebnis ist, dass ich mittlerweile 67 Kilo eingesammelt habe und das in 2 Jahren.
In Deutschland gibt es eine immer weniger und weniger funktionierende Gesellschaft. Uns wurde von Neoliberalen und Neokonservativen Kräften eingeredet, ein permanenter Wettbewerb untereinander wäre zu unserem Vorteil. Das dient aber nur dazu uns gegeneinander ausspielen zu können. Dazu kommt, das es ständig unternommen wird die Gesellschaft zu spalten. Das wird dann als "aber Freiheit" verkauft. Es dient allerdings nur dazu, Fortschritt zu verhindern, veraltete Geschäftsmodell zu schützen und Profite für wenige große Vermögen zu sichern. Das dabei das ganze Land abgewirtschaftet wird, wird übersehen oder sogar ganz bewusst ignoriert. Die Bürger machen mit, denn der/die Deutsche will es bequem und es darf nichts kosten.
Genau, die USA sind D ca. 30 - 40 Jahre voraus. Da kann man gut sehen, wohin die Reise in D gehen wird, wenn eine mündige Bürgerschaft nichts dagegen tut.
Hallo Sascha, ich kenne auch Taiwan durch einige Besuche sehr gut und kann vieles unterschreiben. Allerdings hat ja auch die Höflichkeit der Taiwaner enge Grenzen, wenn sie im SUV sitzen. Fußgänger sind ja die untergeordnetste Spezies. Und wie viele Bürgersteige sind aufgrund der Roller unpassierbar? Da hat Taiwan auch eklatante Schwächen... Unser Problem mit Müll etc wird mir aber auch bei jeder Rückkehr nach D intensiv bewusst und das Thema Deutsche Bahn ist einfach ein Trauerspiel...
oh da bin ich absolut bei dir. Es ist aber nur ein Problem, wenn du dich nicht drauf einlaesst wie hier der Verkehr laeuft. Rueckspiegel sind eher schlecht fuer den Windwiderstand und ne rote Ampel kann schon mal nur als Angebot gelten. Da laesst du dich drauf ein... und ich finde das hat auch nichts mit Hoeflichkeit zu tun und das sind auch keine engen Grenzen, die selbige hier hat.
Wenn ich hier auf der Strasse, im Zug oder Restaurant meine Geldboerse mit allen Papieren liegen lasse, dann kommt die ein paar Tage spaeter via Post an. Ohne Absender und komplett. Und wenn du dich 10 Sekunden mit fragenden Gesichtsausdruck an die Strasse stellst, wird jemand dir helfen wollen.
Ich glaube wir duerfen von dem fuer deutsche Verhaeltnisse weitaus anders geregelten Verkehrsfluss nicht darauf schliessen, dass Taiwaner:innen durch die Bank weg freundlicher, hilfsbereiter sind... vor allen Dingen zu Fremden.
Sehe da tatsaechlich keine eklatanten Schwaechen und habe in knapp 15 Jahren kaum mal einen Buergersteig erlebt, der nicht passierbar war.
P.S. Ganz ganz wichtig: hier geht es um Deutschland und nicht Taiwan
passenderweise sind wir genau am 3.7. von unserem erstwohnsitz in nordberlin zum zweitwohnsitz taipei geflogen. ich bin 2020 pünktlich vor corona zurück nach deutschland gekommen und hatte praktisch dieselben gedanken bzw diese dauerrümpfnase.
es sind natürlich einige sehr verschiedene "deutsche" schwächen die du hier aufzählst. zu zwei punkten möchte ich kommentieren.
zur lahmenden digitalisierung: ich leite eine team zur konzeption von industriesoftware. einer unserere deutschen kunden, ein internationaler großkonzern, hatte nach einer ransomware attacke für wochen keine software mehr zum regeln des täglichen betriebs. und tatsächlich haben sie alles in der zeit mit papier, stift und taschenrechner hinbekommen. seitdem sehe ich das analoge krampfgewusel in deutschland eher als tugend ... eine art back to the roots reservemaßnahme.
das andere ist der dicke in der tür und die vermeintlich fehlende sozialverantwortung (müll inkl) der deutschen gesellschaft: ich hätte von vielen herausragenden aufmerksamkeiten von unterschiedlichsten leuten in deutschland zu berichten. aber was mich beunruhigt und wo ich den dicken immer sofort gleich dessen bezichtige, ist die hyperskalierte massengehirnwäsche durch social media (denn the medium is the message. da braucht man gar nicht nur desinformationkampagnen nennen), bzw das schnellballsystem "sharing", das - so meine ich - einer mehrheit der deutschen das vertrauen in die gemeinschaft und in eine sichere und kompetente führung genommen hat.
interessanterweise hab ich davon in taipei noch nichts wirklich entdeckt. ich meine die chinesen sowie die kuomintang und was weiß ich noch wer werden ja wohl auch hier alle kanäle ordentlich beballern und es werden ja auch sm und messengers von wirklich allen reingezogen. aber die differenzen oder spannungen zwischen jung und alt oder nord und süd sind hier für mich nicht zu spüren.
Deine Rants sind immer sehr unterhaltsam, aber mich überrascht diese Entwicklung überhaupt nicht.
Den Menschen wurde doch jahrelang (seit Anfang der 2000er) eingetrichtert, dass man sich durchsetzen muss und sonst durch das Raster fällt. Nett sein darfst Du schon mal gar nicht, denn "Nett ist ja die kleine Schwester von Scheisse" (wie ich den Spruch hasse).
Ich finde man merkt das die Gesellschaft immer weiter auseinander driftet. Entweder hast du Menschen die gut leben oder du hast Menschen die sich irgendwie durch das Leben kämpfen müssen. Früher war es der untere Rand der Gesellschaft, heute musst du schon mit einem normalen Job aufpassen nicht unter die Räder zu kommen. Ich will hier nicht weiter ausholen, aber mit dem angeblichen Fachkräftemangel und anderen Problemen sieht es nicht rosig aus für die Zukunft. Demnächst werden unzählige Menschen in die Altersarmut rutschen.
Mich macht es traurig das so ein reiches Land, welches ja eigentlich so unglaublich gutes Potential hat, es nicht schafft sich zu solidarisieren oder eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Hier wurden ja Vereine erwähnt.
Wenn ich Deine Folgen höre (z.B. Kindheit ohne Internet) werde ich echt etwas sentimental. Ich kann man mich in die Zeit noch sehr gut hineinversetzen. Ich wohne im Münsterland und da gibt es in den kleineren Orten immer noch so etwas wie nachbarschaftliches Zusammenleben. Allerdings wird das auch irgendwie weniger. Leider achten die Menschen nicht mehr so auf sich hier früher.
"Nett ist ja die kleine Schwester von Scheisse" das ist echt einer der uebelsten Sprueche ueberhaupt und ja, sowas stoesst auch Entwicklungen an: Ich ich ich und vor allen Dingen zuerst!
Wenn du siehst wie all die Moeglichkeiten dieses Landes dadurch ausgebremst werden, es ist einfach so schade. Umso wichtiger sind solche Gemeinschaften und der Zusammenhalt, wie du den aus dem Muensterland beschreiben hast
Ach, Sascha, du sprichst mir so was von aus der Seele😍 immer öfters denke ich: das ist nicht mein Land und frag mich, ob es an meinem Alter liegt, dass ich plötzlich so bieder und scheissbürgerlich über fehlenden Anstand und Müll überall aufrege. Wir haben es kürzlich im Zusammenhang mit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht diskutiert, den die Agentur erstellt. Bei den SDGs gibt es ja den Aspekt Umgebung, Stadt und Raum und ich habe meinen Ärger über den Abfall in meinem geliebten Tübingen ausgelassen. Vielleicht schaffen wir eine „Cleanup“ Aktion, an der dann hoffentlich auch die Menschen teilnehmen, die ihr Brezeltüte neben den Abfalleimer werfen. Mindset halt wie du richtig sagst. Ich poste deinen Podcast - danke dafür
Hallo Heidi... jetzt erst gesehen, sorry. Aber ja das mit dem Muell, es aergert mich so unfassbar! Ich kann dann auch einfach nicht mehr weggucken, denn es ist so sinnlos daemlich
Fand ich wirklich interessant, Deinen "Deutschland-Rant" zu hören: Welche Eindrücke ein Deutscher sammelt, der im Ausland lebt, wenn er mal wieder hier ins Land kommt!
Jaaaaa! Alles so sehr! Dabei haben wir Menschen von der Ruhr ja eh schon ein dickeres Fell. Merke ich immer wieder, wenn ich aus dem Norden dort bin. Vielleicht sind wir auch deswegen vor zwei Jahren aus Hamburg in die Mittelgroße Stadt. Es wurde immer voller und voller. Trotz öffentlichen Toiletten in 100m Entfernung wurde der ganze Park und die Hauseingänge vollgepinkelt - WTF! Positiv: Mit dem ersten Schaffner hast du einen Glücksgriff getan. ❤️
und dabei gehoert Hamburg zu grossen Teilen noch zu einer der sauberen Metropolen. Es ist dennoch irre, wie sich das in den letzten Jahren entwickelt hat. So schade alles :/
Das stimmt, dennoch nimmt es massiv zu. Auf St.Pauli wurden die Wände deswegen an vielen Stellen mit Farbe bestrichen, die das Urin (keine Ahnung wie es richtig beschrieben wird), wieder zurückprallen lässt 🤭 ich hab in der Neustadt gelebt, da sind viele Touris die zum Michel oder dem Hafen wollen ... In der Schanze oder auf Pauli wollte ich deswegen schon vor zehn Jahren nicht wohnen.
Bislang hab ich mich ehrlicherweise nie für Asien als Reiseziel interessiert, Bali war traumhaft, doch irgendwie nicht so meins. Ich glaub, ich möchte das nochmal versuchen. Obwohl Italien auch schön ist 😉
Auf Berghütten in Bayern gibts keine Mülleimer mehr und am Wegesrand. Warum? Es gilt die Aussage, dass jede/jeder seinen Müll auch mitzunehmen hat und ihn im Tal entsorgt. Interessanterweise funktioniert das auch sehr gut. Ist auch ein bisschen ein Lernprozess.
Grundsätzlich sage ich als in Bayern seit 10 Jahren lebender Lüdenscheider ( A 45 Drama), dass wir inzwischen Zustände in der Region Südwestfalen haben, dass mir schwindelig wird welche Traditionsunternehmen und wirtschaftlichen Säulen inzwischen weg brechen. Alles kaputt: Straßen, Autobahnen, Fussgängerzone, Wälder (Fichtenmonokulturen), Bundesstraßen gesperrt (B 236 / B 229) uvm. Ich fühle mich da bereits schon lange nicht mehr wohl und es tut mir für diese Region echt leid.
Zeitgleich erleb ich Proteste sondergleichen um Bahnverbindungen (Anschluss Brennerbasistunnel) auszubauen, eine A8 Autobahn am Chiemsee NICHT auf drei Spuren zu verbreitern und einfach mal "Landschaftsverbrauch" im Auge zu haben. Während hier Tunnel mit Kosten im Bereich von 7 Mrd für eine Schnellstrecke der Bahn parallel zu einer sehr guten Bestandsstrecke gebaut werden sollen bei der die Orte der Region NICHT angebunden sind, fallen 75km östlich in Burgrain (Garmischer Bahnunglück) die Betonschwellen auseinander sodass es wahrscheinlich zu dem furchtbaren Zugunglück kam.
Fazit: Es hängt echt einiges schief und wir leben in einer Welt mit schwindenden Ressourcen und dem langsam notwendigen Abgesang des andauernd größer, schneller, weiter. Es muss viel mehr ZUSAMMEN geplant, gearbeitet werden. Länderhoheiten haben in der Pandemie und vielleicht auch Großplanungen eher eine nachteilige Wirkung und Verantwortung wird von links nach rechts und wieder zurück geschoben.
Du fasst das wirklich sehr gut zusammen und ich stimme deiner These umfaenglich zu. Wir benoetigen mehr Zusammenarbeit und das nicht nur ueber die Laender, auch ueber Branchen hinweg. Solche Projekte muessen gesamtheitlicher gesehen, geplant und umgesetzt werden.
Hi Sascha. Teile viele deiner Kritikpunkte. Wir Deutschen haben in vielem eine Ignoranz und Arroganz entwickelt und merken gar nicht, wie wir im Ausland immer mehr an Ansehen verlieren und den Anschluss verlieren...16 Jahre des Stillstands, in denen wir uns bloss nicht verändern wollten und lieber das fett werden genossen haben, während die Republik bis auf die Felge runtergefahren wurde...
wie toll es doch waere wenn wir das wirklich umfangreich angehen wuerden. Auf allen Ebenen. Aermel nicht nur fuer die Impfung hochkrempeln, sondern auch fuer das gesamte Land.
Ich glaube wirklich, dass das richtig was bewegen koennte
Hi Sascha, hi Sven. Das sind ganz schön viele Konjunktive :-D Wenn wir mal klassisch SWOTen dann stellen wir fest, dass gerade ein Vereinssterben stattfindet. Vereine sind unglaublich wichtige Akteure für die Gesellschaft. In Verbänden organisiert haben sie mehr Macht als die Politik selbst. Was habe ich also getan? Ich habe mir den Vorsitz unseres lokalen Vogelschutzvereines geschnappt. Damit einhergehend noch 3 junge Mitglieder zum Vorstand ernannt und wir gehen Umwelt und Naturschutz jetzt massiv an. Veranstalten Workshops und bringen Bewusstsein in die Menschen. Dazu bauen wir Nistkästen und stellen Futter her. Das Beste dabei? ALG2 oder Top Manager, Frau, Kind, Mann oder Divers, alle arbeiten gemeinsam.
Konkreter Tipp von mir: Sucht euch sterbende Vereine in eurer Nähe, verhandelt die Nachfolge nach euren Vorstellungen und gestaltet aktiv die Politik mit.
Hey Christoph. Finde ich klasse, was du machst. Und ja: viel Konjunktiv im Text.
Ich habe 4 Kids und versuche sie so zu erziehen, wie im Text angedeutet... mein kleiner Beitrag. Vereinsarbeit/politisches Engagement hab ich mir in der Tat vorgenommen 😀
Das mit den Vereinen finde ich in der Tat aehnlich wichtig, Generell gemeinnuetzige und ehrenamtliche Arbeit. Irgendwann muessen wir uns da einfach auch mal Gedanken drueber machen, ob man derartige Modelle nicht auch im Unterricht lehrt
Gerade als Eltern kann man den Kinder auch in der Schule vieles vorleben, wie z.B. Mama und Papa helfen immer bei den Festen, sind Elternbeirat, laden die Klasse in den Garten ein, usw.... ja macht Arbeit, aber die eigenen Kids werden das zukünftig auch tun und sich einbringen, weil sie es normal finden
Gemeinnuetzigkeit und Co. als Fach. Inkl Praktika in Vereinen etc.
Ich bin mir sicher, dass das was mit den Kids macht. So wertschaetzender erzieht
Absolut. Als erstes sollte jeder höflich und zuvorkommend zu jedem sein... gegenseitiger Respekt ist doch die Grundvoraussetzung für jeglichen Wandel. Und wir haben so einiges zu wandeln, von Mobilität, Energieversorgung, Sozialsysteme, Digitalisierung usw...
Das ist es, Sven und das faengt definitiv schon in der Schule und im Elternhaus an. Es wuerde uns so helfen die weiteren Herausforderungen zu meistern
Ach, Sascha, du sprichst mir so was von aus der Seele😍 immer öfters denke ich: das ist nicht mein Land und frag mich, ob es an meinem Alter liegt, dass ich plötzlich so bieder und scheissbürgerlich über fehlenden Anstand und Müll überall aufrege. Wir haben es kürzlich im Zusammenhang mit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht diskutiert, den die Agentur erstellt. Bei den SDGs gibt es ja den Aspekt Umgebung, Stadt und Raum und ich habe meinen Ärger über den Abfall in meinem geliebten Tübingen ausgelassen. Vielleicht schaffen wir eine „Cleanup“ Aktion, an der dann hoffentlich auch die Menschen teilnehmen, die ihr Brezeltüte neben den Abfalleimer werfen. Mindset halt wie du richtig sagst. Ich poste deinen Podcast - danke dafür
vielen Dank fuer dein ausfuehrliches Statement. Ne, das ist nicht spiessig... das ist einfach nett und wertschaetzend, wenn man sich fuer seine direkte Umgebung einsetzt.
Ich glaube da haben wir alle noch viel Luft nach oben
Du hast mir sowas von aus der Seele gesprochen. Vielen Dank dafür!
Ich bin aus genau den von Dir beschriebenen Umständen 2011 meine Heimatstadt Berlin mit 40 Jahren verlassen. Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Und ich wollte nicht, dass mein Sohn weiter in diesem Müll und dieser unfassbaren Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen, die um einen herum leben, groß wird. Jedem - falsch: vielen. Viel zu vielen - war und ist es scheißegal, ob da noch andere Menschen um einen herum leben. Keine Rücksichtnahme, null Empathie. Und dann dieses darauf verlassen, dass der "Staat" oder alternativ die "Stadt" das schon regeln. Und wenn nicht, wird auf "den Staat" oder "die Stadt" geschimpft. Weil der Müll nicht weggemacht wird. Weil der Bus unpünktlich ist. Weil der Park verwildert. Usw. Aber immer weniger fassen sich an die eigene Nase. Ein Miteinander und ein Füreinander gibt es immer seltener. Das ist erschreckend und traurig.
Aber auch schön von Dir zu hören, dass es offensichtlich in Taiwan anders ist. Dass es noch Plätze auf der Welt gibt, wo es nicht nur das "ich ich ich", sondern auch ein gelebtes "wir" gibt.
Danke, Palle.
Hallo Matias und vielen Dank fuer dieses so wichtige Feedback. Du sagst etwas ganz entscheidendes, welches ich komplett vergessen hatte zu erwaehnen:
"Und dann dieses darauf verlassen, dass der "Staat" oder alternativ die "Stadt" das schon regeln. Und wenn nicht, wird auf "den Staat" oder "die Stadt" geschimpft."
Das bringt den ganzen Wahnsinn auf den Punkt... ich denke ich muss da noch einmal nachlegen und zwar in Richtung "Verantwortlichkeiten". Gibt es ein Deutschland eigentlich noch so etwas wie Hausmeister? Wie sieht es mit Vereinen und Ehrenaemtern aus?
Na klar ist das nun polemisch ueberspitzt, denn selbstverstaendlich engagieren sich in der Tat viele Menschen in und fuer die Gesellschaft, aber in den Metropolen sind das nur Tropfen auf den heissen Steinen und von letzteren gibt es einfach zu viele.
Ohhh - Das gute alte Ehrenamt. Und die großartige Erfindung von Vereinen. Auch Genossenschaften übrigens. Eine fantastische Idee, wie ich finde. Alles nicht sarkastisch gemeint! Kann man sicherlich schnell missverstehen.
Ich habe selbst jahrelang als Trainer im Nachwuchsbereich gearbeitet. Das hat mir unfassbar viel gegeben. Menschlich, emotional, gut fürs Selbstbewusstsein.
Aber seien wir doch mal ehrlich: welchen Stellenwert hat das Ehrenamt in unserer heutigen Gesellschaft? Gar keinen mehr. Die Mädels und Jungs werden doch eher müde belächelt, wenn sie am Wochenende oder Abend für Abend für andere da sind. Einen echten Gegenwert bekommen sie nicht. Es wird sich auf sie verlassen, aber kaum etwas für sie getan. Das betrifft die vielen kleinen Vereine ganz genauso. Dafür ist dann leider kein Geld da. An der Stelle würde ich jetzt gern auf den Staat schimpfen. Verkneife ich mir aber lieber. Auf jeden Fall wäre hier sicherlich ein Hebel, an dem man ansetzen könnte. Ehrenamt spürbar, wirklich spürbar stärken. Vereine unterstützen.
Mut macht mir das Wiederaufleben von Genossenschaften als Rechtsform. Weil hier Menschen gemeinsam Projekte angehen. In einer verbindlichen Rechtsform. Anderen privaten Playern gleichgestellt. Das ist gut.
"Aber seien wir doch mal ehrlich: welchen Stellenwert hat das Ehrenamt in unserer heutigen Gesellschaft? Gar keinen mehr"
Traurig aber wahr
Lieber Sascha, danke für den Rant und ja, ich sehe dieser Entwicklung seit Jahren zu und bin schier machtlos. Meine Analysen haben mich bisher zu der Überzeugung geführt, dass viele dieser Probleme zum Großteil auf den stetig wachsenden Individualismus zurückzuführen sind. Noch in den 60ern wohnten viele Großfamilien unter einem Dach. Sehr effizient und Sparsam. Dörfer und Stadtteile hatten eine funktionierende Gemeinschaft. Bedeutet allerdings, dass man sich untereinander hilft und eben auch Produkte teilt (Shareconomy?) Für eine wirtschaftliche Maxime der Individualismus jedoch rentabler erscheint (jeder braucht ein eigenes Auto, Haus, Werkzeug, Computer, Handy, you name it) funktioniert das nur, wenn wir uns individualisieren. Nebeneffekt: schwindende Solidarität. Solidarität mit unseren Mitmenschen, unserer Umwelt und unseren Familien. Nach dem Motto: "Was geht mich das an?". Wie immer hängt alles mit allem zusammen. Wir MÜSSEN Gemeinsinn wieder über Individualismus stellen sonst sehe ich da kein Licht. Ich merke an mir selbst wie verdammt hart das ist, aber es geht.
Bei "Shareconomy" muss ich immer etwas schmunzeln.
Damals (ich sage mal 80er Jahre und davor) bist einfach zu jemanden in der Nachbarschaft gegangen und hast dir was ausgeliehen. Heute brauchst du was, klickst einmal bei Amazon und es wird am nächsten Tag geliefert.
Etwas übertrieben dargestellt.
oder ne App, die dich ganz "Shareeconomy"-maessig mit dem Nachbarn verbindet und daran Geld verdient :)
Genau das meine ich.
Was damals eine "normale soziale Handlung" war muss heute mit einer App gemacht werden weil es cool ist oder weil man gar nicht mehr weiß wie man zum Nachbarn geht und sich 1 Ei ausleiht.
Ich würde mich schon als Nerd bezeichnen, aber diese "Shareconomy" nervt mich nur noch.
Und dabei hat uns jeder "Futurist" in den letzten 10 Jahren erklaert, dass das die Zukunft ist:
Was ist die groesste Hotelkette die keine ist (AirBnB), was ist die groesste Taxiflotte die keine ist (Uber) etc
Ich sehe das inzwischen anders: Wer sind die schlimmsten Gesellschaftsvampire, die keine Vampire sind!
Danke dir, Christoph. Du sprichst mir aus dem Herzen. Zumindest ansatzweise habe ich das versucht ueber diese "hallo, ich bin hier gerade am influencen"-Attituede versucht zu erklaeren. Ich, ich, ich und moeglichst so, dass es viele Likes gibt.
Es ist ein Problem und es wird leider tagtaeglich groesser.
Mir ist noch eingefallen, dass durch den Individualismus das Blasendenken geradezu befeuert wird. Ich bin vor ein paar Jahren aus Stuttgart zurück aufs Land gezogen. Neben meine Eltern. Für viele undenkbar und auch für mich eine ECHTE Herausforderung (nicht diese Möchtegern Challenges wie im Konzern ;-) ). Durch die räumliche Nähe wird die eigene Blase ständig durchstoßen. Also auch unser großes Problem der "Nicht-Diskussionen" lässt sich durchaus auf die gleiche Ursache reduzieren. Aber es hilft nichts, mit gutem Beispiel voran und Verantwortung übernehmen ist mein Mittel gegen diese Unart.
ich unterschreibe dir diesen freundschaftlichen Seitenhieb direkt. Das ist wohl eines der letzten Abenteuer der Menschheit :)
Schoen, dass du das durchziehst
Geil... mal n richtiger Rant!
berechtigt.
du sprichst mir aus der Seele... LOL
Es musste wirklich raus, da sich in den letzten Wochen so einiges aufgestaut hatte... und ich bin ja noch nicht mal auf die ganzen Digitalisierungsfails eingegangen.
Hallo, Sascha,
ein notwendiger rant & du hast in jeder Hinsicht recht. Genauso erlebe ich Deutschland auch.
E-Bikes werden nach Gebrauch gedankenlos queer zur Geh/Fahrrichtung auf der Fahrrad-Gehwegkombi abgestellt. Fußgänger & Radfahrer müssen sich durchzwängen.
Ja, der Dortmunder Hbf wird saniert. Jeder Bahnsteig bekommt endlich, längst seit Jahren überfällig, einen Fahrstuhl. Aber was hilft das, wenn ein neu eingebauter Fahrstuhl nach kurzer Zeit schon wochenlang defekt ausfällt? [In Wien würde er übrigens innerhalb von 24 h repariert.] Und für manche neue Rolltreppe dasselbe gilt! Der Bahnhof bleibt nach der Sanierung nicht nur trostlos [eine schäbige architektonische Billiglösung], sondern auch weiterhin disfunktional.
Die neuen Lebensmittellieferdienste sollen alle große Geldverbrennungsmaschinen sein, ich hoffe keine überlebt. Am Sonnabend gemächlich über den Markt schlendern, dort einkaufen, das ist Lebensqualität.
Etc, …
Selbst wenn ich nach einem nur kürzerem Auslandsaufenthalt zurückkehre, es ist jedes mal ein kleiner Schock.
Viele Grüße
Peter
Vielen Dank fuer deinen ausfuehrlichen Kommentar Peter.
Das schlimme ist einfach, dass wir alle ja wissen wie es geht und ich mich frage, wo wir dann falsch abgebogen sind?
Meiner Meinung nach ist es eine Combo aus Erziehung, gesellschaftlicher Achtsamkeit, Gesetzgebung und letztendlich auch die Umsetzung selbiger. Wenn ich nichts zu befuerchten habe, wenn ich andauernd allen Muell in die Landschaften und Staedte schmeisse, dann schuetzt das diese nicht vor der Vermuellung.
" nichts zu befuerchten"
Das Vermüllen kann man nicht durch Strafen stoppen, es kann nicht an jeder Ecke ein Mensch vom Ordnungsamt [= Blockwart?]stehen, der sofort einschreitet wenn jemand etwas in die Umwelt wirft. Das geht nur über einen stillschweigenden Konsens. Wie der zu erreichen ist? Keine Ahnung!
Ich glaube einfach, dass es eine Kombination aus all dem ist.
Wenn ich mir anschaue wie die Maskenpflicht in den Oeffis kontrolliert wird, naemlich gar nicht, dann muss man sich nicht wundern wenn alle glauben, dass das nur Kavaliersdelikte sind.
Genau das hat sich ueber viele Jahre, meiner Meinung nach zumindest, eingebuergert.
Hallo Sascha,
So kann man sich Deutschland ja schon regelrecht abgewöhnen 😅.
Der Müll wird echt immer schlimmer und keines juckt es. Wirklich traurig. Hab irgendwann mal angefangen beim Spazierengehen den herumliegenden Müll mitzunehmen. Seit Ende 2019 hab ich mir dann eine Spass drauß gemacht das zu wiegen und mal aufzuschreiben.
Trauriges Ergebnis ist, dass ich mittlerweile 67 Kilo eingesammelt habe und das in 2 Jahren.
Viele Grüße
Lars
Ich finde das einfach nur noch schrecklich und frustrierend. Und dass es auch anders geht, das sieht man ja in Skandinavien oder den Niederlanden.
In Deutschland gibt es eine immer weniger und weniger funktionierende Gesellschaft. Uns wurde von Neoliberalen und Neokonservativen Kräften eingeredet, ein permanenter Wettbewerb untereinander wäre zu unserem Vorteil. Das dient aber nur dazu uns gegeneinander ausspielen zu können. Dazu kommt, das es ständig unternommen wird die Gesellschaft zu spalten. Das wird dann als "aber Freiheit" verkauft. Es dient allerdings nur dazu, Fortschritt zu verhindern, veraltete Geschäftsmodell zu schützen und Profite für wenige große Vermögen zu sichern. Das dabei das ganze Land abgewirtschaftet wird, wird übersehen oder sogar ganz bewusst ignoriert. Die Bürger machen mit, denn der/die Deutsche will es bequem und es darf nichts kosten.
uebrigens sieht das in den USA nicht anders aus. Die Infrastruktur ist da eine absolute Katastrophe
Genau, die USA sind D ca. 30 - 40 Jahre voraus. Da kann man gut sehen, wohin die Reise in D gehen wird, wenn eine mündige Bürgerschaft nichts dagegen tut.
Hallo Sascha, ich kenne auch Taiwan durch einige Besuche sehr gut und kann vieles unterschreiben. Allerdings hat ja auch die Höflichkeit der Taiwaner enge Grenzen, wenn sie im SUV sitzen. Fußgänger sind ja die untergeordnetste Spezies. Und wie viele Bürgersteige sind aufgrund der Roller unpassierbar? Da hat Taiwan auch eklatante Schwächen... Unser Problem mit Müll etc wird mir aber auch bei jeder Rückkehr nach D intensiv bewusst und das Thema Deutsche Bahn ist einfach ein Trauerspiel...
oh da bin ich absolut bei dir. Es ist aber nur ein Problem, wenn du dich nicht drauf einlaesst wie hier der Verkehr laeuft. Rueckspiegel sind eher schlecht fuer den Windwiderstand und ne rote Ampel kann schon mal nur als Angebot gelten. Da laesst du dich drauf ein... und ich finde das hat auch nichts mit Hoeflichkeit zu tun und das sind auch keine engen Grenzen, die selbige hier hat.
Wenn ich hier auf der Strasse, im Zug oder Restaurant meine Geldboerse mit allen Papieren liegen lasse, dann kommt die ein paar Tage spaeter via Post an. Ohne Absender und komplett. Und wenn du dich 10 Sekunden mit fragenden Gesichtsausdruck an die Strasse stellst, wird jemand dir helfen wollen.
Ich glaube wir duerfen von dem fuer deutsche Verhaeltnisse weitaus anders geregelten Verkehrsfluss nicht darauf schliessen, dass Taiwaner:innen durch die Bank weg freundlicher, hilfsbereiter sind... vor allen Dingen zu Fremden.
Sehe da tatsaechlich keine eklatanten Schwaechen und habe in knapp 15 Jahren kaum mal einen Buergersteig erlebt, der nicht passierbar war.
P.S. Ganz ganz wichtig: hier geht es um Deutschland und nicht Taiwan
hi sascha.
passenderweise sind wir genau am 3.7. von unserem erstwohnsitz in nordberlin zum zweitwohnsitz taipei geflogen. ich bin 2020 pünktlich vor corona zurück nach deutschland gekommen und hatte praktisch dieselben gedanken bzw diese dauerrümpfnase.
es sind natürlich einige sehr verschiedene "deutsche" schwächen die du hier aufzählst. zu zwei punkten möchte ich kommentieren.
zur lahmenden digitalisierung: ich leite eine team zur konzeption von industriesoftware. einer unserere deutschen kunden, ein internationaler großkonzern, hatte nach einer ransomware attacke für wochen keine software mehr zum regeln des täglichen betriebs. und tatsächlich haben sie alles in der zeit mit papier, stift und taschenrechner hinbekommen. seitdem sehe ich das analoge krampfgewusel in deutschland eher als tugend ... eine art back to the roots reservemaßnahme.
das andere ist der dicke in der tür und die vermeintlich fehlende sozialverantwortung (müll inkl) der deutschen gesellschaft: ich hätte von vielen herausragenden aufmerksamkeiten von unterschiedlichsten leuten in deutschland zu berichten. aber was mich beunruhigt und wo ich den dicken immer sofort gleich dessen bezichtige, ist die hyperskalierte massengehirnwäsche durch social media (denn the medium is the message. da braucht man gar nicht nur desinformationkampagnen nennen), bzw das schnellballsystem "sharing", das - so meine ich - einer mehrheit der deutschen das vertrauen in die gemeinschaft und in eine sichere und kompetente führung genommen hat.
interessanterweise hab ich davon in taipei noch nichts wirklich entdeckt. ich meine die chinesen sowie die kuomintang und was weiß ich noch wer werden ja wohl auch hier alle kanäle ordentlich beballern und es werden ja auch sm und messengers von wirklich allen reingezogen. aber die differenzen oder spannungen zwischen jung und alt oder nord und süd sind hier für mich nicht zu spüren.
lg thomas
ach gott das war ja letztes jahr... na jetzt macht so einiges mehr sinn...
hahaha ueberhaupt kein Problem. Ich finde der ist immer noch recht zeitlos :)
Deine Rants sind immer sehr unterhaltsam, aber mich überrascht diese Entwicklung überhaupt nicht.
Den Menschen wurde doch jahrelang (seit Anfang der 2000er) eingetrichtert, dass man sich durchsetzen muss und sonst durch das Raster fällt. Nett sein darfst Du schon mal gar nicht, denn "Nett ist ja die kleine Schwester von Scheisse" (wie ich den Spruch hasse).
Ich finde man merkt das die Gesellschaft immer weiter auseinander driftet. Entweder hast du Menschen die gut leben oder du hast Menschen die sich irgendwie durch das Leben kämpfen müssen. Früher war es der untere Rand der Gesellschaft, heute musst du schon mit einem normalen Job aufpassen nicht unter die Räder zu kommen. Ich will hier nicht weiter ausholen, aber mit dem angeblichen Fachkräftemangel und anderen Problemen sieht es nicht rosig aus für die Zukunft. Demnächst werden unzählige Menschen in die Altersarmut rutschen.
Mich macht es traurig das so ein reiches Land, welches ja eigentlich so unglaublich gutes Potential hat, es nicht schafft sich zu solidarisieren oder eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Hier wurden ja Vereine erwähnt.
Wenn ich Deine Folgen höre (z.B. Kindheit ohne Internet) werde ich echt etwas sentimental. Ich kann man mich in die Zeit noch sehr gut hineinversetzen. Ich wohne im Münsterland und da gibt es in den kleineren Orten immer noch so etwas wie nachbarschaftliches Zusammenleben. Allerdings wird das auch irgendwie weniger. Leider achten die Menschen nicht mehr so auf sich hier früher.
Danke dir fuer dein Feedback, Daniel
"Nett ist ja die kleine Schwester von Scheisse" das ist echt einer der uebelsten Sprueche ueberhaupt und ja, sowas stoesst auch Entwicklungen an: Ich ich ich und vor allen Dingen zuerst!
Wenn du siehst wie all die Moeglichkeiten dieses Landes dadurch ausgebremst werden, es ist einfach so schade. Umso wichtiger sind solche Gemeinschaften und der Zusammenhalt, wie du den aus dem Muensterland beschreiben hast
Hi Sascha,
wann geht es eigentlich mit deinem Podcast und Newsletter weiter?
Viele Grüße
Mike
Hallo MIke. Musste um eine Woche schieben. Naechsten Sonntag
Ach, Sascha, du sprichst mir so was von aus der Seele😍 immer öfters denke ich: das ist nicht mein Land und frag mich, ob es an meinem Alter liegt, dass ich plötzlich so bieder und scheissbürgerlich über fehlenden Anstand und Müll überall aufrege. Wir haben es kürzlich im Zusammenhang mit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht diskutiert, den die Agentur erstellt. Bei den SDGs gibt es ja den Aspekt Umgebung, Stadt und Raum und ich habe meinen Ärger über den Abfall in meinem geliebten Tübingen ausgelassen. Vielleicht schaffen wir eine „Cleanup“ Aktion, an der dann hoffentlich auch die Menschen teilnehmen, die ihr Brezeltüte neben den Abfalleimer werfen. Mindset halt wie du richtig sagst. Ich poste deinen Podcast - danke dafür
Hallo Heidi... jetzt erst gesehen, sorry. Aber ja das mit dem Muell, es aergert mich so unfassbar! Ich kann dann auch einfach nicht mehr weggucken, denn es ist so sinnlos daemlich
Fand ich wirklich interessant, Deinen "Deutschland-Rant" zu hören: Welche Eindrücke ein Deutscher sammelt, der im Ausland lebt, wenn er mal wieder hier ins Land kommt!
Vielen Dank, Matthias.
Mir ist all dies zuvor nie so aufgefallen. Ich glaube wir koennen das echt so viel besser
Jaaaaa! Alles so sehr! Dabei haben wir Menschen von der Ruhr ja eh schon ein dickeres Fell. Merke ich immer wieder, wenn ich aus dem Norden dort bin. Vielleicht sind wir auch deswegen vor zwei Jahren aus Hamburg in die Mittelgroße Stadt. Es wurde immer voller und voller. Trotz öffentlichen Toiletten in 100m Entfernung wurde der ganze Park und die Hauseingänge vollgepinkelt - WTF! Positiv: Mit dem ersten Schaffner hast du einen Glücksgriff getan. ❤️
und dabei gehoert Hamburg zu grossen Teilen noch zu einer der sauberen Metropolen. Es ist dennoch irre, wie sich das in den letzten Jahren entwickelt hat. So schade alles :/
Das stimmt, dennoch nimmt es massiv zu. Auf St.Pauli wurden die Wände deswegen an vielen Stellen mit Farbe bestrichen, die das Urin (keine Ahnung wie es richtig beschrieben wird), wieder zurückprallen lässt 🤭 ich hab in der Neustadt gelebt, da sind viele Touris die zum Michel oder dem Hafen wollen ... In der Schanze oder auf Pauli wollte ich deswegen schon vor zehn Jahren nicht wohnen.
Bislang hab ich mich ehrlicherweise nie für Asien als Reiseziel interessiert, Bali war traumhaft, doch irgendwie nicht so meins. Ich glaub, ich möchte das nochmal versuchen. Obwohl Italien auch schön ist 😉
es ist zum Teil echt so widerlich. Ich verstehe nicht wie Menschen sich so verhalten koennen.
Das gibt es hier so gar nicht und da bin ich auch sehr froh drueber