Waehrend Intel & TSMC in Deutschland Halbleiter herstellen wollen, werden die Kommentarspalten von Kritikern ueberzogen. Zu umfangreich und riskant waeren die Subventionen. Ist das wirklich so?
Du kennst die Automobilindustrie viel besser als ich, aber wenn ich Ben Thompson richtig verstanden habe lag der Lieferengpass bei Chips während der Pandemie nicht daran, dass die Chips nicht verfügbar waren, sondern daran, dass die Automobilhersteller in Erwartung einer Rezession ihre Vorbestellungen storniert haben. Als dann die Rezession weniger schlimm ausfiel als erwartet, standen die Autohersteller am Ende der Besteller-Liste ...
Dass die Bundesregierung versucht, Industrie in Deutschland anzusiedeln, ist sicherlich gut (und ich glaube auch nicht, dass Fratzscher und Co. das anders sehen), und dennoch kann ich die Skepsis verstehen: Was wir in den letzten Monaten gesehen haben, sind Ankündigungen von Dingen, vor denen man stehen und ein Band durchschneiden kann. Und ja, das ist eine Investition, aber noch nicht automatisch (langfristiges) Wachstum.
Und am Ende gibt es zahllose Beispiele von Industrieansiedlungen in Deutschland wie zum Beispiel Nokia und Opel, die sicherlich auch zunächst die Gründung von Zulieferern begünstigt haben, die aber überwiegend abhängig von dieser einen Firma waren; was fehlte, waren wirkliche Cluster, die auch resilient waren, wenn eine Firma in die Pleite ging.
Die besten Investoren, scheint mir, sind eben doch Firmen, die hier gegründet oder zumindest tief verwurzelt sind ...
Erstmal danke fuer dein ausfuehrliches Feedback! Und ja, es wurden Bestellungen gecancelt, aber das liegt an voellig anderen Prozessen in der Automobilindustrie. Das ist ne klassische Just in Time-Produktion... das heisst es wird geliefert und dann auch entsprechend verbaut. Du packst dir da nicht grossartig Komponenten in die Lager bzw. die Lager sind vergleichsweise recht ueberschaubar fuer ein derartig komplexes Produkt.
Jetzt kommt folgendes: Lockdowns, die Fabriken stehen still und damit die komplette Lieferkette. Das ging ueberhaupt nicht anders. Wohingegen du dann in der Unterhaltungselektronik-Industrie, und da packe ich auch Laptops, Smartphones, Tablets und Co. mit rein, die vor allen Dingen in China und hier in Taiwan produziert, wo es in den Fabriken entweder nicht zu Stillstaenden kam oder man Covid-Blasen installiert hat, lustig weiter produzieren konntest.
Das waren fuer die OEMs hier in Taiwan auch absolute Rekordumsaetze.
Das sind einfach unvergleichbare globale Wertschoepfungsketten. Smartphones 300+ Komponenten von entsprechend weniger Zulieferern vs Autos, mit locker 5000 - 7000 globalen Zulieferern.
Haette man nun vor Ort eine Fab gehabt, waere der Hochlauf dieser Lieferketten ein ganz anderer gewesen und natuerlich entsprechende Kapazitaeten vorhanden.
Bzgl der Ansieldung von Intel und TSMC denke ich, dass wir mit dem Silicon Saxony einen wunderbaren Proof of Concept haben und natuerlich auch mit NXP und Infineon. Nokia und Opel halte ich ebenfalls fuer unvergleichbar. Nokia war bereits vor dem Kollaps des Phone-Marktes und Opel wurde verkauft.
Aber welchen Impact können zwei, drei Chipfabriken bei diesen globalen Lieferketten haben? Ich finde die Diskussion oft sehr verkürzt, nach dem Motto „hey, jetzt haben *wir* (wer auch immer das ist) eine Fabrik, Problem gelöst!“, während genau diese Lieferketten kaum diskutiert werden. Und es wird erwartet dass der Staat Milliarden an Subventionen bereitstellt, aber wie sieht es mit Unternehmen aus? Wenn Lieferketten resilienter werden müssen, kann man dann wirklich noch auf eine strikte just-in-time-Logistik setzen?
genau das habe ich ja im obrigen Text, dem Podcast und auch in meiner Antwort auf deinen Kommentar versucht zu erklaeren.
Und ich habe noch nicht einmal das geopolitische Fass China <> Taiwan und die Diversifizierung bei den Produktionsstandorten erwaehnt. Wohlgemerkt bewusst.
Wenn der Staat keine Anreize bietet, gehen die woanders hin. Eine neue Fab in Deutschland/USA kostet TSMC ca. 80% mehr als in Taiwan. Es gibt weltweit keine einzige(!) Abhaengigkeit wie die der westlichen Welt von Taiwans Chip-Industrie. Weil es hierfuer keine Alternativen gibt. Bisher zumindest.
Und nein, das ist keine verkuerzte Diskussion, sondern eine hochkomplexe, die ich u.a. auch hier
Völlig d‘accord. Ich meinte auch nicht deinen Beitrag sondern einen Teil der medialen Diskussion und das was du so schön „LinkedIn Michels“ genannt hast.
Die Industrieansiedlungen wie Infineon und TSMC sehe ich positiv, denn sie folgen durchaus einem europäischen Plan "Strategic Foresight" basierend, und den Erkenntnissen aus "Corona Pandemie" und anderen Mangellagen. Wir sehen doch als Laie selbst den Unterschied zwischen Schlüsselindustrien alter (Stahlherstellung, traditioneller Maschinenbau) und neuer Prägung (Halbleiter, Akku - Fertigung, PV-Solar - Module nächster Generation, Impfstoffe auf MRNA - Basis, usw. Batteriechemie).
Ich denke, dass das BMWK und Bundesregierung hier auf dem richtigen Pfad unterwegs sind!
Danke Sascha, dass Du das Thema heute bei #MeTacheles prominent aufgegriffen hast. Und ebenso wichtig: Wir brauchen mehr Resilienz in den Fertigungs- und Logistik- Infrastrukturen! Wie lange die Handelsbeziehungen mit China das abbilden, was wir zur Zeit an Handel haben, kann man auch kritisch sehen, so wie Prof. Henrik Müller, im SPIEGEL in seinem aktuellen online - Kommentar.
Danke fuer dein Feedback, Andreas und ja, wir muessen wirklich davon verabschieden, dass Deutschland hier die Krone des Schaffens ist. Deshalb ist es auch so wichtig, solche... und ich nenne sie nun tatsaechlich mal Partner, denn auch Intel und TSMC diversifizieren damit ihre globale Produkion, zu bekommen. Das sind richtig wichtig Signale!
Du kennst die Automobilindustrie viel besser als ich, aber wenn ich Ben Thompson richtig verstanden habe lag der Lieferengpass bei Chips während der Pandemie nicht daran, dass die Chips nicht verfügbar waren, sondern daran, dass die Automobilhersteller in Erwartung einer Rezession ihre Vorbestellungen storniert haben. Als dann die Rezession weniger schlimm ausfiel als erwartet, standen die Autohersteller am Ende der Besteller-Liste ...
Dass die Bundesregierung versucht, Industrie in Deutschland anzusiedeln, ist sicherlich gut (und ich glaube auch nicht, dass Fratzscher und Co. das anders sehen), und dennoch kann ich die Skepsis verstehen: Was wir in den letzten Monaten gesehen haben, sind Ankündigungen von Dingen, vor denen man stehen und ein Band durchschneiden kann. Und ja, das ist eine Investition, aber noch nicht automatisch (langfristiges) Wachstum.
Und am Ende gibt es zahllose Beispiele von Industrieansiedlungen in Deutschland wie zum Beispiel Nokia und Opel, die sicherlich auch zunächst die Gründung von Zulieferern begünstigt haben, die aber überwiegend abhängig von dieser einen Firma waren; was fehlte, waren wirkliche Cluster, die auch resilient waren, wenn eine Firma in die Pleite ging.
Die besten Investoren, scheint mir, sind eben doch Firmen, die hier gegründet oder zumindest tief verwurzelt sind ...
Erstmal danke fuer dein ausfuehrliches Feedback! Und ja, es wurden Bestellungen gecancelt, aber das liegt an voellig anderen Prozessen in der Automobilindustrie. Das ist ne klassische Just in Time-Produktion... das heisst es wird geliefert und dann auch entsprechend verbaut. Du packst dir da nicht grossartig Komponenten in die Lager bzw. die Lager sind vergleichsweise recht ueberschaubar fuer ein derartig komplexes Produkt.
Jetzt kommt folgendes: Lockdowns, die Fabriken stehen still und damit die komplette Lieferkette. Das ging ueberhaupt nicht anders. Wohingegen du dann in der Unterhaltungselektronik-Industrie, und da packe ich auch Laptops, Smartphones, Tablets und Co. mit rein, die vor allen Dingen in China und hier in Taiwan produziert, wo es in den Fabriken entweder nicht zu Stillstaenden kam oder man Covid-Blasen installiert hat, lustig weiter produzieren konntest.
Das waren fuer die OEMs hier in Taiwan auch absolute Rekordumsaetze.
Das sind einfach unvergleichbare globale Wertschoepfungsketten. Smartphones 300+ Komponenten von entsprechend weniger Zulieferern vs Autos, mit locker 5000 - 7000 globalen Zulieferern.
Haette man nun vor Ort eine Fab gehabt, waere der Hochlauf dieser Lieferketten ein ganz anderer gewesen und natuerlich entsprechende Kapazitaeten vorhanden.
Bzgl der Ansieldung von Intel und TSMC denke ich, dass wir mit dem Silicon Saxony einen wunderbaren Proof of Concept haben und natuerlich auch mit NXP und Infineon. Nokia und Opel halte ich ebenfalls fuer unvergleichbar. Nokia war bereits vor dem Kollaps des Phone-Marktes und Opel wurde verkauft.
Aber welchen Impact können zwei, drei Chipfabriken bei diesen globalen Lieferketten haben? Ich finde die Diskussion oft sehr verkürzt, nach dem Motto „hey, jetzt haben *wir* (wer auch immer das ist) eine Fabrik, Problem gelöst!“, während genau diese Lieferketten kaum diskutiert werden. Und es wird erwartet dass der Staat Milliarden an Subventionen bereitstellt, aber wie sieht es mit Unternehmen aus? Wenn Lieferketten resilienter werden müssen, kann man dann wirklich noch auf eine strikte just-in-time-Logistik setzen?
genau das habe ich ja im obrigen Text, dem Podcast und auch in meiner Antwort auf deinen Kommentar versucht zu erklaeren.
Und ich habe noch nicht einmal das geopolitische Fass China <> Taiwan und die Diversifizierung bei den Produktionsstandorten erwaehnt. Wohlgemerkt bewusst.
Wenn der Staat keine Anreize bietet, gehen die woanders hin. Eine neue Fab in Deutschland/USA kostet TSMC ca. 80% mehr als in Taiwan. Es gibt weltweit keine einzige(!) Abhaengigkeit wie die der westlichen Welt von Taiwans Chip-Industrie. Weil es hierfuer keine Alternativen gibt. Bisher zumindest.
Und nein, das ist keine verkuerzte Diskussion, sondern eine hochkomplexe, die ich u.a. auch hier
https://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/taiwan-konflikt-china-loest-mit-all-dem-drohen-etwas-aus-das-seine-eigentlichen-ziele-konterkariert/28586336.html
aufgedroeselt habe
Völlig d‘accord. Ich meinte auch nicht deinen Beitrag sondern einen Teil der medialen Diskussion und das was du so schön „LinkedIn Michels“ genannt hast.
ja, absolut. Umso wichtiger ist es, dass man da direkt Fakten liefert und ein wenig das Gesamtbild zeichnet
Die Industrieansiedlungen wie Infineon und TSMC sehe ich positiv, denn sie folgen durchaus einem europäischen Plan "Strategic Foresight" basierend, und den Erkenntnissen aus "Corona Pandemie" und anderen Mangellagen. Wir sehen doch als Laie selbst den Unterschied zwischen Schlüsselindustrien alter (Stahlherstellung, traditioneller Maschinenbau) und neuer Prägung (Halbleiter, Akku - Fertigung, PV-Solar - Module nächster Generation, Impfstoffe auf MRNA - Basis, usw. Batteriechemie).
Ich denke, dass das BMWK und Bundesregierung hier auf dem richtigen Pfad unterwegs sind!
Danke Sascha, dass Du das Thema heute bei #MeTacheles prominent aufgegriffen hast. Und ebenso wichtig: Wir brauchen mehr Resilienz in den Fertigungs- und Logistik- Infrastrukturen! Wie lange die Handelsbeziehungen mit China das abbilden, was wir zur Zeit an Handel haben, kann man auch kritisch sehen, so wie Prof. Henrik Müller, im SPIEGEL in seinem aktuellen online - Kommentar.
Danke fuer dein Feedback, Andreas und ja, wir muessen wirklich davon verabschieden, dass Deutschland hier die Krone des Schaffens ist. Deshalb ist es auch so wichtig, solche... und ich nenne sie nun tatsaechlich mal Partner, denn auch Intel und TSMC diversifizieren damit ihre globale Produkion, zu bekommen. Das sind richtig wichtig Signale!
und genau das muss auch die vielbeschworene Deutschlandgeschwindigkeit werden!
Absolut. Auch wenn wirklich einiges in die Wege geleitet wurde.... da geht noch mehr!
In der Tat! Man hat das Gefuehl, dass wirklich was voran geht und dann wird darueber in einer Tour gemeckert
vielleicht auch generell ein Problem, dass wir andauernd parteipolitische Strategien, aber kaum welche fuers Land sehen