Connecting People, das war nicht nur für viele Jahre der Bootscreen meiner Handys, sondern er steht auch für den fundamentalen Anspruch von großen sozialen Netzwerken. Was gibt es denn bitte Schöneres, als Menschen zusammenzubringen? Käseplatte in der einen Hand, das Glas Sekt in der anderen: „Prösterchen… noch ein Stück vom jungen Gouda? Gern geschehen! Sie machen noch einmal was genau?“
Anmerkung: Den begleitenden Podcast mit weiteren Statements & Infos koennt ihr hier direkt oben im Browser, aber auch auf diversen Plattformen wie u.a.
Apple - Spotify - Google - Amazon oder als RSS-Feed anhoeren.
Uebrigens koennt ihr die “Tonspur” dort bewerten und wenn ihr meine Monologe via Apple konsumiert, dann freue ich mich auch ueber ein persoenliches Feedback auf der Plattform. Danke!
Was sich als profanes Gedaechtnisprotokoll einer imaginaeren Cocktailparty offenbart, ist letztendlich ein Szenario, welches wir nahezu 1:1 auf die sozialen Medien uebertragen koennen. Gut, den Geruch und Geschmack von Sekt und Kaesehaeppchen mag man (noch) schwerlich reproduzieren koennen, aber immerhin koennen wir via Emojis nicht nur die Speisekarte in einem Posting wiedergeben, wir brauchen auch gar nicht mehr nach den beruflichen Interessen des Gegenuebers fragen. Diese wurden ja bereits umfangreich im Profil des Gespraechspartners aufgefuehrt. Wie praktisch!
Dazu bekomme ich auch gleich noch den Familienstatus, die favorisierten Urlaubsziele, Sportvereine, Hobbies… ach was weiß ich denn nicht, was Menschen kostenlos den Datenkraken ueberlassen, um dann sehen zu duerfen, wie die Geburtstagstorte zum 5. Geburtstag des Sproesslings der besten Freundin aussieht.
Ja, ich uebertreibe oder… oder mache ich das vielleicht gar nicht? Ist es nicht schoen zu sehen, dass wir all die Dinge unschuldigst ausplaudern, die wir sonst auf einer Party niemanden auf die Nase binden wuerden? Ja, ist es! Und warum machen wir dies alles, wenn wir doch genau wissen was mit unseren Daten geschieht?
Die ultimative Droge fuer das persoenliche Belohnungszentrum im digitalen Zeitalter sind die Likes
Likes, Likes und noch ein paar Mal Likes!
Neue Hose? 47 Likes!
Mein Verein kommt im Pokal weiter? 132 Likes, aber dafuer auch drei dumme Kommentare
Meine Position zum Ausbau des Nahverkehrs? 3 Likes und noch mehr dumme Kommentare. Spiele ich wohl nie wieder…
Schlimm oder? Ich habe mich wirklich dabei ertappt, dass ich Inhalte geloescht habe, die offensichtlich nicht genug “Engagement” erzielten. Ganz ehrlich, heute ist es mir peinlich. Aber nicht mehr peinlich, darueber zu reden, denn genau das muessen wir einfach mal tun.
Der Like-Button ist die Wurzel allen Uebels und anstatt, dass diese Form der Anerkennung uns naeher bringt, entzweit sie unsere Gesellschaften wie keine andere Technologie zuvor. Ja, ich mache in der Tat das Fass der Superlative auf, denn dies ist meine tiefste Ueberzeugung.
Diese Gier nach Bestaetigung durch Likes, nach “du siehst so toll aus”, hat uns nicht nur zehntausende “die Welt ist rosarot”-Konten beschert, sondern vor allen Dingen auch eine Verrohung unserer Diskussionskultur!
Debatten auf Facebook und Twitter duerften in den letzten zehn Jahren der Popcorn-Industrie Rekordumsaetze beschert haben.
Moment… Likes sind doch was ganz Positives. Ein Hoch auf das Empowerment auf den sozialen Netzwerken. Nein, sorry… das sehe ich nicht ansatzweise so. Likes, Shares, ReTweets sind fuer viele Menschen vor allen Dingen ein Indikator dafuer, nicht allein die scheinbar populaerere Position inne zu haben!
Debatten auf Facebook und Twitter duerften in den letzten zehn Jahren der Popcorn-Industrie Rekordumsaetze beschert haben. Wie sich da sowohl politische, ideologische und selbst Fanlager unversoehnlich gegenueberstehen, das hat es so im Netz in den Nuller-Jahren nicht gegeben.
Ich bin vom Fach. Ich habe die Muetter aller “Flamewars” des Netzes mitgemacht:
Atari vs. Commodore
Mac vs. PC
Android vs. iOS
Alles Kindergeburtstag!
Ich behaupte sogar, dass man rund um die Uhr Empoerte erleben kann, die sich darueber empoeren, dass sich andere Empoerte empoeren!
Heute reicht es, ein Kinderlied neu zu interpretieren um die kompletten Twitter-Trends zu dominieren. Ein aus der Huefte geschossenes Statement kann schnell zu einem karrierebedrohenden Boomerang werden, wenn man damit nur die falsche Empoerungsblase erwischt. Ich behaupte sogar, dass man rund um die Uhr Empoerte erleben kann, die sich darueber empoeren, dass sich andere Empoerte empoeren!
Und dabei ist es wie mit der Schokolade… mehr davon ist mehr Belohnung. Das sagen uns zumindest die chemischen Prozesse zwischen unseren Ohren. Likes, digitale Zustimmungen loesen genau derartige Reaktionen aus. Wir fuehlen uns gerne bestaetigt, und wer mag denn nicht gerne Lob bekommen?
Wir brauchen mehr Ent- denn Empoerung, und ganz ehrlich brauchen wir auch mehr echte Kaesehaeppchen, Getraenke und das Laecheln von Gastgeberinnen und Gastgebern, anstatt mit einer Emoji und Like-Kollektion virtuelle Party zu spielen.
Traut euch! Es tut gut und ich kann euch versprechen, dass genau diese Unaufgeregtheit eine der Hauptgruende ist, warum ich von Twitter zu Mastodon gewechselt bin. Wie das geht, das habe ich in der Mastodon Anleitung beschrieben.
TikTok aus der Hoelle
Ihr muesst nun ganz stark sein:
Das ist Pinkydoll, eine TikTok Streamerin aus Montreal, die pro Tag um die $7 000 mit ihren Streams einnimmt. Der Like-Button hier? Digitale Geschenke, die automatisch bei ihr entsprechende Reaktionen ausloesen, die an NPCs erinnern sollen. Good Lord!
Aber damit nicht genug… wie schaut es denn aus, wenn die Sucht nach Likes Filter schafft, die der Catfishing-Welt voellig neue Moeglichkeiten eroeffnet?
Auf eine Gesellschaft, die sich ueber Spielsuechte, Doom-Scrolling und Kids Gedanken machen muss, die im Kopf suizidale Dunkelkammern aufbauen, weil sie nicht dem auf Instagram und TikTok vorherrschenden Schoenheitsideal entsprechen, rollt eine Welle des kompletten Realitaetsverlusts zu.
Social Selling Abgruende
Das ist eine “Social Selling” Content-Fabrik in Indonesien… inzwischen gibt es davon weltweit hunderte, vor allen Dingen jedoch im asiatischen Raum. Wenig Platz, guenstiges Equipment, viele “Influencer”, die wirklich jeden Muell via Smartphone und Tablet an die Millionen Zuseher:innen verramschen.
Aber schlimmer geht es ja bekanntlich immer:
Wer Chinas TikTok-Variante aka Douyin nutzt, muss sich auch mit den Geolocation-Triggern des Algorithmus auseinandersetzen. Was das bedeutet? Streamst du deine Verkaufsshow aus eher “aermeren” Vierteln, wirst du abgestraft bzw. deine Zielgruppe verschiebt sich… hin in die entsprechend weniger gut situierten Bereiche.
Und genau aus diesem Grund sitzen (nicht nur) unter Shanghais Bruecken zum Teil hunderte Streamer… einzig und allein aus dem Grund, weil sie sich damit in einen Stadtteil begeben haben, der vor allen Dingen aus Haushalten mit hoeherem Durchschnittseinkommen besteht.
Generative AI aendert alles
Nein, dieses Video einer chinesischen Click-Farm ist nicht neu. Fake/Bot-Traffic gibt es seit vielen Jahren… die diversen “Kauf dir Youtube-Views/Likes/Abos”-Services sprechen da eine deutliche Sprache.
Nur sind genau diese erst der Anfang… was jetzt noch als “Service” angeboten wird, stellt in Zukunft das Fundament fuer den Erfolg der eigenen Accounts. Generative AI machts moeglich! Warum noch Menschen in ein Gebaeude mit hunderten Mini-Studios pferchen, wenn AI-Avatare diesen Job von einer Serverfarm uebernehmen koennen, die in nur einen Raum passt?
Wenn eine Streamerin wie Pinkydoll auf TikTok $7k am Tag verdienen kann und das mit Gefuehlt 6 verschiedenen Gesichtsausdruecken, dann wird genau dies in Zukunft von AI und Bots uebernommen werden. Was letztendlich dann nur noch eine Frage offen laesst:
Ab welchem Zeitpunkt koennen wir all diesen Wahnsinn in ein geschlossenes Botnetz auslagern? Da koennen sich dann die generierten und kuenstlichen Pinkydoll-Bots gegenseitig liken, triggern, teilen und feiern!
Metacheles supporten & 🌲🌳 pflanzen
Nein, es wird sich nichts daran aendern: all mein Content war, ist & wird immer frei zugaenglich sein! Eine Paywall gibt es nicht, aber ihr koennt dieses Format dennoch unterstuetzen und mir damit helfen, mich hoffentlich Ende 2023 komplett auf Metacheles zu konzentrieren. Wie das geht? Es gibt Pakete von $5/Monat, $40/Jahr bis hin zu einem Founding-Member Abo fuer $75/Jahr. Letzteres beinhaltet dann einmal im Jahr einen 2-stuendigen Videocall zwischen mir und der Community, in dem ich zukuenftige Content-Ideen und all eure Fragen, Feedback, Anregungen mit euch bespreche!
All dies ist freiwillig und wird es auch in Zukunft bleiben. MeTacheles verschlingt inzwischen zwischen 20 und 30 Arbeitsstunden in der Woche, macht tierisch Spass & ist genau die Plattform, die ich mir seit meinem ersten Blog gewuenscht habe. Wenn ihr meint, dass euch dies den Gegenwert eines Kaffees, Kaesekuchens oder ner Currywurst im Monat wert ist, dann koennt ihr entweder » HIER « oder auf den unteren Button klicken und aus den verschiedenen Abo-Modellen waehlen.
Und damit die ganze Geschichte auch sichtbar wird, gehen 30% der Einnahmen (also wie im Apple App- oder Google Playstore) in Aufforstungsprojekte weltweit.
» HIER « koennt ihr sehen, wie sich dieser Wald entwickelt und wenn ihr moechtet (einfach eine Mail an mich senden sascha.pallenberg at gmail.com), dann werdet ihr in den Kommentaren neben den Baeumen als Spender:innen genannt. Ich werde euch immer mit Updates zum Status des “MeTacheles”-Waldes auf dem Laufenden halten:
P.S. In 2023 wird es min. 25 Ausgaben geben. Wie gesagt… mindestens, denn ich arbeite an einigen Specials. Danke fuer all euren Support!
Unbezahlte Fediverse Werbung
Nach fast 15 Jahren habe ich Twitter verlassen und werde auch in den kommenden Ausgaben nicht muede dies zu erwaehnen. Warum grosse und wichtige Kommunikationskanaele nicht in private (und von Werbung finanzierte) Haende gehoeren, aber auch wie ihr euch auf der Twitter-Alternative Mastodon zurechtfindet, dass habe ich hier fuer euch aufgeschrieben und eingesprochen:
Und ja, ihr koennt selbstverstaendlich auch meine ausfuehrliche Mastodon Anleitung “geniessen” :)
Folgen, posten, hiden, hosten
Ich muss ins Netz, bin am verdursten
Ich muss Freunde filtern, Bild aus, Bild an
Single-Hunter sind am wildern
Like mich am Arsch - Deichkind
Feingedrucktes
Es wird umfangreich in dieser Woche und ich versuche moeglichst schnell und mit dem bisher effizientesten Einsatz des Haemmerchens der Polemik die aktuellen News abzuarbeiten.
Das “Jugend forscht”-Projekt der Krypto-Scams aka FTX hat sich fuer ueber $300 Mios mit Apartments auf den Bahamas eingedeckt. Ob diese dann fuer die Produktion der kommenden Amazon Prime Serie zur Verfuegung stehen werden, ist bisher allerdings nicht bekannt.
Apple & viele weitere Marken erleben schmerzvoll was es bedeutet, wenn das Thema “Diversifizierung von Maerkten und Lieferketten” ordentlich vernachlaessigt wurde. Die Zero Covid-Strategie von Mainland China scheppert mit voller Wucht durch die Gesellschaft & laesst Nerven blank liegen. Das muss auch iPhone-Auftragsfertiger Foxconn feststellen!
Mercedes-Benz fuehrt das 100 Euro Ticket ein. Die Stuttgarter sind die 1., die “BaaS” fuer sich entdecken: Beschleunigung as a Service
Weiter oestlich kann Samsung endlich wieder nen Schwung Auftraege in die Buecher schreiben, die man bisher eher beim Wettbewerber TSMC vermutet hat. Das 3nm-Fertigungsverfahren der Taiwaner scheint fuer Nvidia, Qualcomm, IBM und Co. zu kostspielig, weshalb man sich dem koreanischen Wettbewerber zuwendet. Es ist und bleibt eines der spannendsten Duelle unserer Zeit.
Vom SoC zum Smartphone ist der Weg nicht wirklich weit. Smartphone-Hersteller muessen in Zukunft laenger Ersatzteile und Updates liefern, denn die Bundesregierung hat auf EU-Ebene strengere Regeln durchgesetzt. 7 statt 5 Jahre Ersatzteile, 5 statt 3 Jahre Funktionsupdates. Vorbildlich!
Mercedes-Benz fuehrt das 100 Euro Ticket ein. Ja, richtig gehoert. Die Stuttgarter sind die 1., die “BaaS” fuer sich entdecken: Beschleunigung as a Service. Fuer $100 im Monat knallen EQE und EQS dann eine Sekunde schneller von 0 auf 100. Bleibt die Frage wie sehr das die “Sustainable Luxury”-Markenstrategie konterkariert und ob da nicht besser ein Abo fuer mehr Reichweite und weniger Energieverbrauch passender waere.
Wie sieht es denn eigentlich bei der “Konkurrenz” in Brandenburg aus? Ach, Tesla hat mal wieder Probleme mit seiner Fabrik und dieses mal auch noch beim Arbeitsschutz? Wie ueberraschend… NICHT! Schliesslich hat der selbsternannte Technoking und Chief Twit ja auch alles andere als Bock darauf, ausstehende Rechnungen bei seinem neuesten Spielzeug zu bezahlen!
Gut, dass Twitter inzwischen de facto eine grosse Elon Musk Show ist, ist das alles andere als verwunderlich. Ebenso die Tatsache, dass auf der Plattform Hass und Hetze durch die Decke schiessen. Egal wie sehr sich die “Trumpete eines CEOs” dagegen wehrt! Klassischer Fall der “Let it burn” Silicon Valley-Strategie… wie das perfekt funktioniert zeigt ja u.a. auch Facebook oder habt ihr da schon einmal direkt einen Kontakt gehabt wenn euer Konto gehackt wurde?
Bleibt noch ein Hinweis darauf, dass Mastodon auch mit Wachstumsschmerzen in der Schnittmenge zwischen Idealismus und der Realitaet kaempfen muss. Es war absehbar und man kann nur hoffen, dass sich die jeweiligen Instanz-Admins durch die diversen Kapitel des Community-Managements fuchsen werden.
Keine Angst… wir enden diesen Rundumschlag ziemlich positiv: Danke Elon Musk! Da, jetzt habe ich es tatsaechlich gesagt. Elon Musk ist nicht nur einer der grossartigsten Botschafter fuer Mastodon (allein dafuer bin ich dankbar), nein seine Eskapaden bringen weitere Services auf die Idee das offene ActivityPub Protokoll einzusetzen! Schon bald koennten dann sowohl Tumblr (die immerhin weit ueber 100 Mio aktive User:innen aufweisen), wie auch Flickr Teil des Fediverse werden und das ist doch wohl einfach nur grossartig, oder?
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PR Win der Woche
Selten habe ich ein Unternehmen und einen CEO so konsequent Position beziehen sehen. Bravo, da koennen sich einige Marken eine dicke Scheibe von abschneiden!
Final haben da uebrigens alle gewonnen, denn das REWE Logo auf der Sponsorenwand wurde nun, man glaubt es kaum, durch das One Love Logo ersetzt.
PR Fail der Woche
Der Instagram Account Ads Libitum bring mit einem einzigen Fake Filmplakat all das auf den Punkt, was ich ueber die FIFA und die aktuelle WM denke! Immerhin bin ich mir sicher, dass wir aehnliches nicht noch einmal erleben werden. Diese Weltmeisterschaft duerfte als einer der groessten PR Fails aller Zeiten (nicht nur) in die Geschichte des Sports eingehen!
Social Media
Das Miniatur Wunderland in Hamburg hat da einen Vorschlag fuer die deutsche Fussballnationalmannscht:
Wie hoert sich eigentlich eine $10 000 Tastatur an? Bis zum Ende gucken!
Der wunderbare Wil Wheaton laesst sich auf Facebook ueber Elon Musk aus. Mic Drop der Woche!
Und sonst so?
30 Tage Urlaub auf Bali vergingen wie im Flug und auch wenn ich gluecklich darueber bin, endlich wieder in Taiwan zu sein… es hat so richtig gut getan und war vor allen Dingen auch wichtig. Nicht nur, dass ich mir einen Lebenstraum erfuellen konnte und endlich meinen Tauchschein gemacht habe:
diese Wochen haben einfach wieder ordentlich Platz zwischen den Ohren geschaffen, der mit Ideen fuer die kommenden MeTacheles Ausgaben gefuellt werden kann.
Ich freue mich riesig auf die kommenden Episoden und die Themen, die wir dann gemeinsam abarbeiten koennen.
Es gibt viel zu tun!
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